Max Dauthendey - Der Baum am Erdensaum

Der Baum am Erdensaum Oft mein Geist im Leben klagte, Wenn kein Licht im Herzen tagte, Und er nicht zu lachen wagte, Und er fragte: Wozu dieses stete Streben, Wozu dieser Tage Traum, Wozu alles Lebens Schaum? Gehe zu dem Baum, sagte endlich eine Stimme in dem Baum, Zu dem Baum, der da steht am Erdensaum, Und aus dem die Weisheit weht. Und ich ließ die Heimat, ließ mein Weib, mein Haus, Und ich zog der Stimme folgend Über Meere aus. Hinter mir indes kam die Welt in Brand. Jeder Weg im Feuerschein aufstand, Und auf jedem Wege sich die Flamme wand. Kein Weg ließ mich wieder in mein Land. Doch am langen Weg nirgends jenen Baum ich fand, Der am Berge steht und aus dem die Weisheit weht. Suchte ihn am Erdenrand, suchte ab den ganzen Erdenraum Nach dem Baum. Und ich fluchte dem Geschick, fluchte jeden Tag dem Brand, Der mir wehrte heimzukehren, der mit roter Flammenhand Trocken alle Meere kehrte. Wüsten wurden alle frische Meere. Und ich stand im Sand und in toter Leere. Müde legte ich mich nieder auf den nächsten Berg, Wo kein Atemzug sich regte. Lange lag ich auf dem Stein

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