Max Dauthendey - DrMayer - Raubmenschen - Rennewart

Kapitel 5: Die Aporien der europäischen Wahrnehmung 5.1 Max Dauthendey: Raubmenschen (1911) Der Autor Max Dauthendey hat in der Germanistik bisher nur wenig Rezep- tion erfahren. 491 Sein Roman Raubmenschen von 1911 spielt das Dilemma einer Auswanderung von Europäern nach Mexiko durch. Als Grund für die Auswanderung wird das Paradigma der „Europamüdigkeit“ 492 angege- ben, das als solches seit Ernst Willkomms Buch Die Europamüden (1838) das 19. Jahrhundert durchzieht. 493 Im Abschnitt der Arbeit über Paul Gau- guin wurde dieser eskapistische Aspekt bereits diskutiert. Literarhistorisch betrachtet, folgt die literarische Aneignung Mexikos einer langen Tradi- tion. So hat Martin Wieland Mexiko bereits in seiner Geschichte Koxkox und Kikequetzl zum Verhandlungsort der aufklärerischen Toleranz-Theorie gemacht. 494 Die Thematik des Romans Raubmenschen wird an drei Figuren geknüpft, den Ich-Erzähler Rennewart 495 , der als Erzählerinstanz fungiert und selbst nur für eine begrenzte Zeit in Mexiko bleiben soll, und einem deutschen Ehepaar. Der Mann ist Astronom und plant den Aufbau einer Sternenwarte inMexiko, während sich die Frau, Hannah, ganz der Musik widmen möchte. Da in Mexiko Verbrechen und Korruption herrschen, scheitern alle Pläne sowie die Illusionen von einem besseren Leben. Hannah kehrt schließlich 491 Max Dauthendey wurde am 25. Juli 1867 in Würzburg geboren und starb am 29. August 1918 auf Java anMalaria, da der Krieg eine Rückkehr nach Deutsch- land verhinderte. Um die Jahrhundertwende gehörte er zum Kreis Richard Dehmels in Berlin. EinigeWerke Dauthendeys sind: Ultra Violett. Einsame Poe- sien (1893), Die geflügelte Erde (1910), Die acht Gesichter am Biwasee (1911), Exotische Novellen (1911). 492 Vgl. RM, S. 352. 493 Vgl. Zenk: Forschungsreisen, S. 345. 494 Vgl. Andreas Anglet: Die Eroberung Mexikos im deutschsprachigen literari- schen Diskurs des 18. Jahrhunderts. In: Jahrbuch für Internationale Germanis- tik, Bd. 85: Akten des XI. Internationalen Germanistenkongresses Paris 2005, „Germanistik im Konflikt der Kulturen. Hg. v. Jean-Martin Valentin. Bern-Ber- lin-Bruexelles-Frankfurt a.M.- New York-Oxford-Wien 2005, S. 39-47. 495 Dauthendey wollte weitere Romane mit dieser Figur schreiben, wozu es nicht kam.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=