Max Dauthendey - Korfiz Holm - Würzburg
Würzburger Tage mit Max Dauthendey Wer in sich den Probierstein für künstlerische Echtheit trägt, der muß es den Gedichten Max Dauthendeys anmerken, wie elementar sie ihm vom Herzen kamen ohne den Umweg über den Verstand, wie jeder Zweckbewußtheit fern, wie ungewollt selbst die Originalität seines Frühwerkes "Ultraviolett" ist, das anfangs den Zeitgenossen als Muster ausgeklügelter "Verrücktheit" galt. Fühlen wird das jeder hellhörige Leser – wer Dauthendey persönlich kannte, weiß es auch. Denn mit der gleichen wundervoll naiven Phantasie, die in seinen Gedichten blüht, sah er die Wirklichkeit, stand er auf Schritt und Tritt den wundersamsten Abenteuern gegenüber, wo nüchternere Augen nichts Auffälliges erblicken konnten, genoß er voller jeden Sonnenstrahl und litt er tiefer unter jedem rauhen Wind als andre, denen die Natur derbere Nerven und eine solidere Haut verliehen hat. So sehr ihn auch die Not des Daseins zauste, abhärten und verhärten konnte sie ihn nicht, er blieb an Aufgeschlossenheit für alles Schöne wie an Schmerzempfindlichkeit sein Leben lang ein Kind. Auch so hinreißend liebenswürdig war er wie ein Kind von guter Art; ich habe keinen zweiten Mann gekannt, der solchen Scharm wie er besessen hätte. Zum erstenmal begegnet bin ich ihm im Frühjahr 1901. Wir waren uns sympathisch auf den ersten Blick, und da auch unsere Frauen sich verstanden, wob sich bald ein Freundschaftsband, das später manchen tüchtigen Zerreißproben erfolgreich widerstanden und bis an seinen Tod gehalten hat. Schon daß wir überhaupt einander nahekamen, ist ja fast
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