GEDICHTE VON MAX DAUTHENDEY

Es kamen die Nachtfröste die Bäume zu morden Es kamen die Nachtfröste die Bäume zu morden, Rot stehen die Bäume im Herbsttag drin, Als sind sie Fleisch und Blut geworden Und fal len mi t blutendem Leibe hin. Sie al le verwandeln sich an den Wegen, Und viele erscheinen, die ganz verborgen. Sie heben die Arme rot aus Gehegen Und stehen als Sterbende kalkbleich im Morgen. Auch al len entwich der grübelnde Schatten, Der sommer lang um den Stamm rund lag. Sie leuchten noch einmal hel lauf im Ermatten, Und in ihren Kronen wird` s klarer Tag. Sie tragen jetzt Bi lder auf leeren Zweigen, Die ziehenden Berge, den Fluß und die Fernen. Landschaften, die blau aus den Bäumen steigen, Die verschwinden des Nachts und werden zu Sternen Die Bäume mi t Armen, wei ten und hehren, Sie ragen gleich Weisen mit großer Gebärde; Sie lehren dich mächtig Unendl iches ehren: Zu l ieben und sterben bei deinem Fleck Erde. Max Dauthendey 1867-1918

RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=