GEDICHTE VON MAX DAUTHENDEY

DasDunkel sitzt in denToren Zur Nachtzeit wachsen den Gassen, Den Winkeln heiml iche Ohren. Das Dunkel steht gelassen Und horchend unter Toren. Denn was die Füße der Leute, Die übers Pflaster klappern, Am Tage schwätzten heute, Das möchten die Steine plappern. Dann hörst Du Schri tte um Ecken, Und niemand kommt gegangen. Es spielen da Schritte Verstecken, Schri tte, die längst verklangen. Hörst einen hast ig rennen, Als möchte sein Leben sich sputen. Du kannst sein Seufzen erkennen, Als müßten die Füße ihm bluten. Hörst leichte trippelnde Sohlen, Die möchten gar nicht ei len; Und schwere folgen verstohlen, Mit ihnen das Pflaster zu tei len. Das Dunkel sitzt in den Toren, Und tote Schri tte rauschen. Das Dunkel ist vol ler Ohren Und möchte vom Tag was erlauschen. Max Dauthendey, 1867-1918

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