GEDICHTE VON MAX DAUTHENDEY

Sommerelegie Jeder kommt einmal zu der Erde Rand, Wo das Land aufhört, Wirkl ichkei t und Zahl , Zur Versenkung, drinnen Jahr um Jahr verschwand; Wo kein Wegmal und auch keine Wahl Zwischen Nacht und Sonnenstrahl, Zwischen Berg und Tal. Sieh, das Sommergrün steht schon grob und groß, Manche Ranke, derb und kühn, in den Himmel schoß, Zucht los brüsten sich Unkraut und Gedanke. Berge Laub sind aufgebaut, Wachstum ohne Schranke, Als bringt nichts sie um, die sich aufgerafft vom Staube; Strotzend gafft der Baum aus der Blätterhaube. Gib mir deine Hand, dran die Adern blauen, Deine Hand, Die ich nicht am Wege bl indl ings fand; Deine Augen, Die auf Augenbl icke wie goldsuchend schauen Und zum Sand. — Gleich sind aller Dinge Endgeschicke, Al ler, welche sich zu leben trauen. Max Dauthendey 1867-1918

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