Max Dauthendey - Korfiz Holm Artikel

Verhältnissen einen Roman zu fördern oder auch nur zu entwerfen, dazu hätte wahrhaftig eine widerstandsfähigere Natur gehört. Und was den Vorschuß anbetraf, so waren dem Verlag, der keineswegs «im Gelde schwamm», Grenzen gezogen, die er ohnehin schon öfter überschritten hatte, als sich kaufmännisch rechtfertigen ließ. Wir mußten ja Max Dauthendey, aus dessen Büchern damals kein Gewinn zu ziehen war, ständig behilflich sein, sich nur das schlichte Leben zu erhalten. Die Hergabe einer so großen Summe, wie er sie jetzt verlangte, auf einmal hätte uns für geraume Zeit die Möglichkeit genommen, ihm weiter beizustehen. Dies waren ungefähr die Gründe, die den Langenschen Verlag bewogen, dem Dichter die Erfüllung seiner Bitte abzuschlagen. Die Aufgabe, ihm das so glimpflich beizubringen, wie es irgend ging, fiel mir zu und fiel mir nicht leicht. Da ich ihn kannte, wußte ich genau, wie hart ihn dies Zerschellen eines Planes treffen mußte, darein er sich mit aller Leidenschaft verbissen hatte. So mag ich wohl in dem Bestreben, ihm unser Nein als ein Gebot vernünftiger Erwägungen recht einleuchtend zu machen, übers Ziel geschossen, mag meinem Brief an ihn trotz aller liebevollen Meinung etwas Schulmeisterliches angehaftet haben – feststellen kann ich das nicht mehr. Ich weiß nur noch, daß er mir tief beleidigt antwortete: Er habe mir im Lauf der Jahre manche Derbheit nachgesehen, weil er empfand, daß sie aus guter freundschaftlicher Gesinnung kam, hier gehe meine Freundschaftsderbheit aber doch zu weit. Er sei kein Kind mehr, wie ich offenbar zu meinen scheine, sondern volle fünf Jahre älter und erfahrner als ich. Grade bei dem, was alle Welt als Unvernunft von ihm betrachtete, habe sich stets sein sichres Gefühl dafür bewährt, was er für seine Dichtung brauchte, und ohne solche «Unvernunft» hätte er seine bedeutendsten und besten Werke niemals schreiben können. Wovon er nach der Abessinienreise leben wolle, sei nicht Sache des Verlags, er müsse sich diese unzarte Einmischung in sein Privatleben verbitten und fühle sich selber Manns genug, für sich zu sorgen ... Kurzum, er zürnte mir im Ernst, und dieser Strich durch eine ihm sehr liebe Hoffnung ist mir von ihm nie ganz verziehen worden. Wohl

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