Max Dauthendey - Korfiz Holm Artikel

war, nachdem ich ihm in dem Bewußtsein, mit meiner Absage das Richtige und einzig Mögliche getan zu haben, begütigend zugeredet hatte, die Freundschaft äußerlich bald wieder hergestellt – der Stachel aber blieb ihm im Fleisch. Der Plan des großen europäischen Romans wurde vertagt und meines Erinnerns nie wieder nur mit einem Wort erwähnt. Wahrscheinlich hat es zu Max Dauthendeys Versöhnlichkeit mir gegenüber beigetragen, daß er die Schuld daran nicht bei sich selber suchen mußte. Unfruchtbar war die Zeit, die er, durch die Verhältnisse gezwungen, dann noch in Deutschland blieb, deswegen nicht; denn wir verdanken ihr außer so manchem andern, was nebenher entstand, seine bedeutenden und schönen Erinnerungsbücher «Der Geist meines Vaters» und «Gedankengut aus meinen Wanderjahren», die schwerer wiegen, als jene Rennewart-Geschichte selbst im besten Fall gewogen hätte. Im Herbst des Jahres 1911 trafen Freund Max und ich uns ausnahmsweise in Berlin. Das kurz vorher verkrachte «Hebbeltheater» dort wurde unter einer neuen Leitung als «Theater an der Königgrätzerstraße» mit der ersten öffentlichen Aufführung von Dauthendeys Versdrama «Die Spielereien einer Kaiserin» wieder in Gang gebracht. Acht Tage später folgte an der gleichen Bühne mein Lustspiel «Hundstage». Das Publikum erwies den beiden Stücken recht viel Freundlichkeit, auch die Kritik verriß sie nicht zu sehr. Richtige Kassenschlager wurden sie freilich nicht, doch füllten sie, abwechselnd gegeben, durch fast drei Monate das Haus zwar niemals ganz, hingegen immer so, daß das Theater auf die Kosten kam. Das Dauthendeysche Stück erzielte sogar langsam wachsende Besucherziffern. Dann aber, mit der dritten Premiere der neuen Direktion, brach plötzlich so etwas wie eine Christenverfolgung über uns herein: Rößlers «Fünf Frankfurter» entfesselten derartige Beifallsstürme, daß Hunderte von ausverkauften Häusern darauf folgen mußten; und damit waren unsre weniger «tüchtigen» Stücke abgesetzt und – blieben es. Ein Trost im Unglück war es für Max Dauthendey, daß die Berliner Aufführung mehrere große Bühnen – ich habe Hamburg, München, Wien und Leipzig im Gedächtnis –

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