Max Dauthendey - Korfiz Holm Artikel

veranlaßte, sein Drama ebenfalls zu spielen, wogegen kleinere Theater an den Ausstattungskosten Anstoß nahmen. Immerhin hat, er damals durch seine «Spielereien» ein paar recht hübsche Monatseinkünfte gehabt, was freilich keine ganz reine Freude für ihn war. Er jammerte mir öfters brieflich vor, daß alle seine Gläubiger mit einem Schlag verrückt geworden wären und ihn auf Grund dieses ihn selbst doch schwer enttäuschenden Erfolgs für einen Millionär zu halten schienen. Jeder Idiot verlange plötzlich Geld von ihm. Da das durchaus glaubwürdig klang und wir von ihm nicht auch für irrsinnig gehalten werden wollten, zahlte ihm der Verlag, obgleich er bei ihm hoch im Vorschuß stand, die ganzen Bühnentantiemen aus – sah er doch ein, daß hier noch mancher Not zu steuern war. Und so geschah es denn, daß einmal um die Monatsmitte – es dürfte im April des Jahres 1912 gewesen sein – Max Dauthendey an einem Samstag neunhundert Mark von uns geschickt bekam. Sie gleich zum Schuldenzahlen zu verwenden, spürte er keinen Drang – dafür blieb Montag ja noch Zeit genug. Es reizte ihn, sich dieses Wochenende über mit den neun blauen Scheinen in der Tasche richtig wohlhabend zu fühlen; und keine Ahnung flüsterte ihm zu, daß er mit dem Entschluß zu diesem harmlosen Vergnügen vielleicht den ersten Schritt in sein Verhängnis tat ... Das Wetter billigte sein Vorhaben ersichtlich: Der nächste Morgen zog bei strahlend blauem Himmel frühlingswarm herauf. Deshalb beschloß der Dichter, mit seiner Frau eine Fußwanderung in die Umgebung Würzburgs anzutreten. Sie überquerten auf der neuen Brücke den Main, stiegen gemächlich den Leutfresserweg hinan und wendeten sich, auf der Höhe angelangt, nach Süden in den Guttenberger Wald. Max Dauthendey, den grade seine Erinnerungsbücher stark beschäftigten, fühlte sich dadurch seiner Heimat inniger verbunden und träumte lebhafter als je von einem Leben auf der eignen Scholle. Der von tief ausgefahrnen Gleisen zerrissene Weg, den sie beschritten hatten, führte sie nach einiger Zeit auf eine Lichtung. Rechts von dem Sträßchen stieg ein locker mit jungen Obstbäumen besetzter Grashang leise an, links ging es jäh in eine Schlucht hinunter, aus der sich dicht

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