Max Dauthendey - Korfiz Holm Artikel

daß das Werk ein – freilich umfangreicher – Einakter sei, und es aus diesem Grunde nicht für abendfüllend gelten lassen; wir wollten aber immerhin der besten Hoffnung sein und würden die Gewährung des Vorschusses auch nicht erst von dem Erfolg der Uraufführung abhängig machen, sondern ihm die verlangte Summe geben, sobald zwei größere Theater sein neues Drama angenommen hätten. Früher ginge es auf keinen Fall. Dieser Brief von mir entflammte Max Dauthendey zu hellem Zorn, und ungemein kennzeichnend für ihn ist es, was ihn dabei am heftigsten erregte: nicht etwa unsere Absage, wie man doch hätte meinen sollen, sondern daß ich in seiner «Heidin» einen Einakter zu erblicken wagte. Jetzt hatte seine lebhaft Schlußfolgerungen ziehende Phantasie heraus, was ich für einer war: so etwas konnte nicht der sachliche Verleger schreiben, sondern nur der «Auchdramatiker» und mißgünstige Nebenbuhler. Man soll deswegen aber ja nicht glauben, daß er andre hinterm Busche suchte, weil er selbst dahinter saß o nein, das alles diente nur zur Übertäubung einer Lebensangst, die ihn bei dem Gedanken packte, was werden solle, wenn das neue Stück sich nicht bewährte. Jedenfalls war er für eine Weile mit mir «fertig» und richtete sein nächstes Schreiben nicht an mich, sondern an meinen Verlagskollegen und Freund Geheeb. Er müsse sich bei ihm dagegen wehren, wie ich seine «Heidin Geilane» kleinzumachen trachte. Das Stück sei durchaus abendfüllend und mehr als das – an Zahl der Verse übertreffe es Schillers «Wallenstein». Wenn er es durchweg auf einem Schauplatz spielen und niemals zwischenhinein den Vorhang fallen lasse, tue er das, weil nur die langen Umbaupausen bei seinen «Spielereien» es veranlaßt hätten, daß dieses Stück nicht zu dem verdienten großen Kassenerfolg gekommen sei. Was mich zu meinem schiefen Urteil führe, scheine ihm freilich klar. Er wolle sich nicht näher äußern, doch habe es etwas Ungesundes, wenn ein Verleger selber Stücke schreibe. Natürlich könne mir das nicht verboten werden, als unerhört müsse er es jedoch bezeichnen, daß ich in meinen «Hundstagen» ihn, einen Dichter von seinem Rang, erkennbar auf die Bühne gebracht und lächerlich gemacht hätte.

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