Max Dauthendey - Korfiz Holm Artikel

Schreibtisch hing: der im siebzehnten Jahrhundert am braunschweigischen Hofe lebende gelehrte Mathematiker Casparus Dauthendey, ein richtiger Deutscher, und des Dichters aus Aschersleben stammender Vater war es auch. Das gleiche gilt von seiner allerdings in Rußland, aber als Tochter fromm Herrnhuterischer deutscher Kolonisten geborenen Mutter. Max Dauthendey selbst hat in Würzburg das Licht der Welt erblickt und ist ein lebender Beweis dafür, daß eines Menschen Wesen zwar vor altem durch das ererbte Blut bestimmt wird, daneben aber doch in hohem Maß durch den Geburtsort, wenn ihm der auch Heimat bleibt und seine Kinderspiele und ihn zum Jüngling und zum Mann erwachsen sieht. Ein Zufall nur hat unseres Dichters Eltern, von denen der Vater ganz gewiß nicht, die Mutter kaum mainfränkischen Stammes war, in Würzburg ansässig gemacht. Trotzdem dünkt mich der Sohn aus dieser Ehe das Urbild eines Unterfranken; und wüßte ichs nicht anders, würde ich darauf schwören, daß die Dauthendeys von Anbeginn auf diesem alten Kulturboden gesiedelt hätten. Er selbst hat sich als seinen richtigen Sohn gefühlt, und doch... Jawohl, es gibt da ein «und doch», das für sein Leben bahnbestimmend wurde, ihn manchen Weg auf Erden und einmal sogar den rund um die Erde wandern hieß. Nicht nur der Name eines Menschen, sondern vielleicht auch eine irrige Deutung dieses Namens kann ihm Schicksal werden. Mag sein, daß schon der Knabe Max im Vaterhaus von fremdländischer Abkunft der Familie dies und das hat munkeln und vermuten hören, mag sein, daß er sich mit aus diesem Grund unter den Freunden und Gefährten seiner Jugend, die ihrerseits etwas Besondres in ihm sahen, als, wie er selbst es ausdrückt, «weißer Spatz», ja, oft wohl gradezu als völlig fremder Vogel fühlte. In Wahrheit aber ist das nicht so sehr auf seine Abstammung zurückzuführen, als vielmehr darauf, daß er von je ein Dichter war. Es liegt nicht in dem Plan dieses Erinnerungsblattes und ist gottlob nicht meines Amtes, sein Werk in eine literarische Rangklasse einzuschachteln. Dies sei der Zunft der Germanisten überlassen, die sich dabei zwar auch nicht leicht tun werden und ihm, soviel steht fest, in der

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