Max Dauthendey - Korfiz Holm Artikel

Jahre an die tausend Liebeslieder sang. Erst von der letzten Fahrt hat es ihn lebend nicht zurückgeführt. Da aber war es der Krieg, der ihm die Wege nach Europa sperrte. Und so fiel ihm sein Los seit Anbeginn und bis zum Schluß: Von Hause lockte es ihn zwingend fort, kaum aber spannte sich ein fremder Himmel über ihm, da packte ihn die bittre Sehnsucht nach dem deutschen Wesen und dem Frankenland. Wie glühend er daran hing, hat ihn vielleicht die Welt der Tropen erst gelehrt. Es schien, als müsse er sich das immer neu beweisen, wenn es ihn wieder und wieder auf die Reise trieb. Und ist es zu verwundern, daß einem solch ein Schicksal schließlich zum Verhängnis wird? Diese Gefahr hat er wohl irgendwie geahnt. Es kann kaum anders sein. Denn wie er, sonst allem abgeneigt, was Rechnen hieß, an der Magie der Zahlen hing und Vorzeichen in ihnen suchte, so war er mehr als andre von Ahnungen gesegnet oder geplagt – ich weiß nicht, was die Sache richtiger trifft. Ich bin auch überzeugt, daß er, wenigstens halb unbewußt, dies drohende Verhängnis irgendwie hat wenden wollen. Je mehr er in die Jahre kam – er hat die fünfzig freilich nicht weit überschritten –, desto heftiger erfaßte ihn der Drang, ein Stückchen der geliebten Frankenerde in Besitz zu nehmen. Er nährte insgeheim gewiß die Hoffnung, daß er durch solche Bindung an die Scholle auch seinen Wandertrieb in Fesseln schlagen würde. Gar oft, wenn ich mit meiner Frau bei Dauthendeys in Würzburg war, hat er uns dies oder jenes von Gartenland umgebne Anwesen gezeigt, das grade zum Verkauf stand, und es sich ausgemalt, wie schön es wäre, wenn er sich solch ein Grundstück kaufen, dort Blumen, Früchte und Gemüse (vor allem Blumen) ziehen und vom Ertrage und Erlös des eignen Gartens leben könnte. Das dünkte ihn so etwas wie das Paradies. In jungen Jahren hat er sich seinen Traum davon in Mexiko erfüllen wollen und hat dafür sein elterliches Erbteil drangegeben. Jetzt konnte er sich solch ein Eden nur noch in der Heimat denken; ein Vatererbe aber stand ihm nicht mehr zu Gebote. So scheiterten all diese Pläne bis auf weiteres am Geld. Wenn aber Max Dauthendey, der Liebenswürdige, der einem ungern widersprach und im

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