Max Dauthendey - Korfiz Holm Artikel

persönlichen Verkehr nachgiebig und vernünftiger Zurede offen wirkte, sich etwas ernstlich vorgenommen hatte, dann konnte nichts ihn hindern, seinen Willen früher oder später durchzusetzen; und seine Phantasie wies ihm auch hierbei Wege, auf die ein rechnender Tatsachenmensch niemals verfallen wäre. Stand ihm der Sinn nach einem eignen Haus im eignen Garten, so schaffte er es sich auch ohne Geld – ob allerdings zu seinem Glück, war eine Frage, aus die das Schicksal eine grausam harte Antwort gab. Ist es nicht oft und oft ein Segen für den Menschen, wenn ihm das Leben seine Wünsche nicht erfüllt? Und dies ist die Geschichte, die ich hier erzählen will, nicht immer in der Reihenfolge, wie sich das alles zugetragen hat, sondern teilweise so, wie ichs von weitem miterlebte, während sich mir aus allerhand Bruchstücken ein ganzes Bild erst nachträglich durch den Bericht des Dichters selber formte. Ich greife in den Sommer 1910 zurück, um klarzumachen, wie sich zwischen meinem Freunde Max und mir, der ich ja sein Verleger war und in gewissem Sinn auch so etwas wie seinen Bankier zu spielen hatte, allmählich, zwar wohl mehr auf seiner als auf meiner Seite, mancherlei Verdruß ansammelte, dem unser Geschäftsbriefwechsel häufig neue Nahrung gab. Denn wenn wir Aug in Auge miteinander sprachen, verschwand sehr bald der letzte Schatten einer Wolke zwischen uns. Um jene Zeit begann sich in Max Dauthendey wieder einmal die Deutschlandmüdigkeit zu regen. Er hatte daheim verarbeitet, was ihm auf seinen Reisen zugewachsen war, hatte die asiatischen Novellen der Bände «Lingam» und «Die acht Gesichter am Biwasee», hatte sein dem Umfang wie dem Inhalt nach gleich großes Lied der Liebe und der Wunder um sieben Meere «Die geflügelte Erde» eine Dichtung, die Deutschland noch zu wenig kennt – vollendet und den Roman «Raubmenschen», der seine mexikanischen Erlebnisse ins abenteuerlich Phantastische erhob, und dem er eine Reihe von vier weiteren großen Prosa- Epen nachzuschicken plante. Als Schauplatz dieser fünf Geschichten waren abwechselnd alle die Länder vorgesehen, wo er auf seinen Fahrten selbst gewesen war, erzählen aber

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