Max Dauthendey - Korfiz Holm Artikel
seinem Grab dafür; denn diese Mittsommertage auf der Insel Koster stehen mir als die schönste Freizeit meines Lebens vor der Erinnerung. Wasser und Stein, von klarem Himmel überwölbte Landschaft, würzige Seeluft und der Verkehr mit Menschen, die einem etwas gaben, vereinten sich zu festlichem Zusammenklang. Solch einer guten Trägheit – Trägheit ohne Gewissensbisse, wie sie dem Arbeitsmenschen selten nur beschieden ist – habe ich mich sonst höchstens auf Seereisen hingeben können. Mit Baden, Segeln, kleinen Wanderungen über einsame Schären oder an der Festlandküste liefen die Tage rasch davon, und nicht nur mir, sondern auch Max Dauthendey, der uns in seiner liebevoll besorgten Weise die Honneurs von Schweden machte und sich für unser Wohlergehn persönlich haftbar fühlte. So kam es denn, daß er von seinem zweiten Rennewart-Roman einstweilen keine Zeile schrieb und diese Arbeit auf die Zeit nach meiner Abreise verschob – wollte er doch viel länger hier verweilen als die vier Wochen, die mir zugebilligt waren. Um trotzdem künstlerisch etwas vor sich zu bringen, landschafterte er aber eifrig, was ihm geschwind und mühelos von der Hand ging. Ich stelle die besten seiner Buntstift- und Wasserfarbenzeichnungen ohne Bedenken dem Besten gleich, was er geschrieben hat; und wer vor ihnen fachmännisch überlegen von Dilettantismus spricht, sollte ihn folgerichtig auch als Dichter einen Dilettanten heißen, weil er als solcher genau so wenig das besaß, was man Routine oder Technik nennt, und was sich schließlich jeder, der nicht völlig des Talents ermangelt und den nötigen ernsten Willen hat, durch Studium meisterlicher Vorbilder und Emsigkeit aneignen kann. Eine so ursprüngliche Naturbegabung wie die seine wäre durch die Bemühung um gefeilte Glätte nur verdorben worden. O ja, ich weiß, daß es auch andre Wege zum großen Kunstwerk gibt – für ihn gab es sie nicht. Was ihm nicht eingeboren war von Anbeginn, das zu erlernen fehlte ihm die Gabe; eingeboren aber war ihm die völlig eigne schöpferische Form, der es nicht Abbruch tut, wenn etwa ein ganz Kluger die Form- Vollendung daran vermißt.
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