Max Dauthendey - Mainberg - Korfiz Holm
erschienenes Versbuch "Die ewige Hochzeit". Das war für diese Töchter aus soliden Häusern Lyrik von ganz neuer Art und wurde ihnen zur halb ernsten und halb heiteren Sensation. Als wunderlich und kühn bestaunten sie besonders das Gedicht: Ich schlug vom Weltenbaum ein Brett Und zimmerte dir und mir ein Bett. Die Betten wuchsen glühend zusammen, Und drinnen wiegen sich lauter Flammen. Nicht Eisen, nicht Zeit kann die Betten je trennen, Sie werden hell durch die Ewigkeit brennen. Die Helferin aber, die das Zimmer des Dauthendeyschen Paares aufzuräumen hatte, sagte mit einem Seufzer voll Humor: "Und diese brennenden Betten muß ich nun jeden Morgen machen," Ich hoffe, daß ich in diesen zwanglos Hingeplauderten Erinnerungen wenigstens einen Abglanz jener längst versunkenen Tage auf Schloß Mainberg eingefangen habe, und daß man es danach versteht, warum fast jeder, der dort erst einmal warm geworden war, so oft wie möglich wiederkam. Als Doktor Müller dann sein Schloß Elmau in größerem und eleganterem Stil eröffnete, habe ich mich durch viele Jahre nicht entschließen können, auch dorthin zu gehen. Ich hatte die Empfindung, etwas so Eigenartiges und Intimes könne sich an einem andern Ort nicht wiederholen, und fürchtete, mir eine schöne und lebendige Erinnerung durch einen abgeschwächten Eindruck zu verderben. Doch endlich überwand ich dieses Vorurteil und – war sogleich vom Zauber der Elmau gepackt. Denn ich erkannte, daß der gleichsam unterirdische Einfluß einer starken Persönlichkeit auch einen größeren Kreis von Leuten zur Gemeinschaft formen und ein Gebirgshotel zum Heim für Menschen werden lassen kann. aus: Korfiz Holm: „ich - kleingeschrieben“ - Kapitel 9
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