Max Dauthendey - Korfiz Holm - Würzburg

alte Kunst ironisierte, müßte schon ein öder Bursche sein. Mit ganz besonderer Begeisterung erzählte uns Max Dauthendey einmal zu Pfingsten, es sei an der Neumünsterkirche kürzlich ein lang vergessener, wundervoller Kreuzgang aufgefunden worden, der in seinem Hof das Grab des Minnesängers Walter von der Vogelweide berge. Der Eindruck, den das auf ihn machte, war so groß, weil er als fränkischer Liebesdichter in Walter seinen geistigen Ahnherrn sah. Sein Frühlingsliederbuch aus Franken nannte er ja auch das "Lusamgärtlein", weil dieser Kreuzgang so im Volksmund hieß. Dies Lusamgärtlein nun hatten die Würzburger im Hofe ihres Luitpoldmuseums wieder aufgebaut. Herr Walter liegt da nicht, aber ein sarkophagähnlicher Gedenkstein symbolisiert sein Grab. Der erste Weg, den Dauthendey uns dieses Mal in Würzburg führte, ging dorthin. Mir klingt es noch im Ohr, mit welcher Schwärmerei er uns den Kreuzgang zeigte und erklärte. Für sein Gefühl lag Walter unter jenem Stein, und er, so innig er am Leben hing, beneidete ihn fast darum. Dies Grab sei wahrhaft eines Dichters würdig und das schönste Grab der Welt. Wer auch so ruhen könnte, hätte nicht umsonst gelebt. Und heute ist ihm dieser Traum erfüllt, vielleicht als einziger seines Lebens, der sich ihm ohne Rest verwirklicht hat. Erfüllung bringt uns allen nur der Tod. Die Erde Javas, die den Leib Max Dauthendeys zwölf Jahre deckte, hielt ihn nicht. An einem regengrauen Maientag des Jahres 1930 stand ich vor seinem offenen Grab im Lusamgärtlein, und die Erinnerung daran stieg auf, was er vor mehr denn zwanzig Jahren hier zu

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