Max Dauthendey - Der Fushiyama am Hakonesee

Ich setzte mich in den beglasten Altanensaal des Teehauses, der nach dem See schaute, und bestellte mein Mittagmahl und wartete sehr auf des Berges Heimkehr. Wie Bleihaufen lagen die Berghöhen um die Ufer. Nach einer Weile kamen leichte Windböen über die Wasserfalten gelaufen, die Nebeltraufen begannen sich zu regen; es war, als stiegen weiße Kuhherden dampfend an die Seeränder, um zu saufen. Und wie eine hohe Frau, deren weiße Gewänder geordnet werden, und die lautlos einzog, erschien langsam der blendende Kegel des Fushi hoch über der Erden; und mein Herz ihm entgegenflog. Die silbernen Gipfelränder erschienen, als die Nebelbänder seitlich rollten; bläulicher Sonnenschein war in seinen Mienen. In den grauen Tag hinein sah der weiße Berg aus dem blauen Licht wie ein silbernes Gesicht aus einem Glasschrein. Sein Haupt sah für Augenblicke auf mich, wie ein fliegender Geist, der die Nebel schlicht fortweist, aber Leib und Fuß erschienen nicht. Dann von Nebeln umkreist, kurz wie er gekommen, ward der Heilige Berg wieder genommen. Von göttlicher Nähe verlassen, lag dann der Seeraum wieder beklommen, trüb zwischen den Bergstraßen. Und mein Herz am Seesaum sehnsüchtig übrig blieb, wie ein leeres Boot, das in die Seebucht trieb. aus: Die geflügelte Erde - Max Dauthendey, 1867-1918

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