Max Dauthendey - Japanische Gärten
Japanische Gärten Sind die japanischen Zimmer für den Europäer leer wie Holzrahmen, wie Bilderrahmen, die den Schimmer des Menschengesichtes gediegen, zart und ohne Beschwer wie ein lebendes Bild aufnahmen, so ist der japanische Garten am Haus umher kraus und kreuz und quer voll kleiner Brücken, voll Steinlaternen bei Wasserlücken, und auf manchem Hügelein, rund wie ein Buddhabauch, sitzt ein kostbarer Zwergstrauch, wertvoll gleich teuren Möbelstücken. Da sind keine Bäume, die lärmendes Rauschen vollführen; nur eine stille Welt aus Strauchfiguren steht über den Rasen, die sich nie rühren. Ein vornehm japanisches Haus lud mich in seinen Garten an einem Nachmittag. Alle Schiebetüren waren geöffnet im Haus, und ich sah erstaunt hinaus und wußte nicht, wo sollte der herrliche Garten sein. Drunten lag nur ein welliger Rasenrain. Kein Weg führte hinein, kein Baum sah ins Haus herein; vor mir nur ein grüner, mäßiger Raum von welligem Rasen, aber der Garten selbst schien wie fortgeblasen. Ich trat auf den Hausaltan und suchte vergeblich Baumgänge, Lauben und Blattgedränge. Nirgends Blumenbeete, nirgends Scharten, nirgends Teppichrabatten; vor mir eine unverständlich grüne Grasenge, darauf nur leichte Hügellinien um seichte, rinnende Wasser; ein paar Zwergsträucher, von denen reichte mir keiner kaum ans Knie. Und ich stand, wie der einzige Baum, groß auf dem Altan vor dem grünen Rasenraum und glaubte, ich finde den Garten nie. Endlich der Hausherr und ich das Rasengras betraten; da lagen in krummen Reihen unregelmäßige, glatte Felsplatten, fein säuberlich eingelassen in die Grasmatten. Diese gingen quer durch die Rasenmitte und bildeten nacheinander den Weg für die Schritte. Es war ein Gewander wie über die Rasen von bergigen Wiesen. Es gluckste des Wassers behutsames Fließen. Aber immer noch wollte sich mein Verstand nicht für diesen Garten erschließen, bis ich über kleinen Steinbrücken fort ein rotes Teehäuslein, zierlich geschnitzt, im Grünen fand; und dort nahm der japanische Hausherr erklärend das Wort. Er deutete lächelnd mit der Hand über die Aussicht, die für mich aus nichts bestand; vor mir war nur der Rasen grün und der Himmel blau. »Dies,« sagte der Japaner und zeigte mit einer Geste wie über ein
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