Max Dauthendey - Lusamgärtlein

Bald, wenn die Winde die Wiesen kämmen und am Rain und auf Dämmen die Grasfahnen wehen, Dann ist unser Herzschlag nicht mehr zu hemmen und will hurtig wie die Bachstrudel sich drehen. Bald wollen wir unterm Nußbaum wieder liegen, wo die Heupferdchen uns über die Schultern fliegen, Wo wir immer Rundschau hielten, wenn die Sommerwolken am Erdsaum wie weiße Schiffe in den blauen Raum aufstiegen. Wir gaben ihnen als Last alles, was wir je gedacht an Gedanken, Bis dann Schiff und Fracht endlich zergingen in Schaum und versanken. Bei dem Dornbusch der Heckenrosen, wo uns oft Blutstropfen über die Hände geflossen, Stehen wir bald still und möchten wieder mit den rosa Röslein kosen, Wenn sie auch mit kleinen Dolchen alle um sich stoßen. Denn jede Rose nur allein, wie die Mägdlein, ihren Willen will; Leicht hält keine stolze, fällt's ihr ein, fremden Händen still. Bald gehen wir zum Steinbruch dann, wo sich nichts mehr regt, und entdecken uralt wie in einem Buch dort Bilder, Ammonsschnecken, Schachtelhalme finden wir auf Steine eingeprägt. Denn die Steine sind nicht wilder Als die Menschen. Und ein Stein, der sich niemals noch vom Flecke fortbewegt, hat doch der Jahrtausend' lange Strecke still zurückgelegt.

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