Max Dauthendey - Lusamgärtlein

Erde hält, was sie geliebt, umschlungen tausend Menschenalter als Versteinerungen. Wenn am Steinbruch uns das Alter quält, Gehen wir dem weißen Falter nach, der mit seiner leichten Sippe überm Kleefeld sich bei Flatterfesten wohl gefällt, Fliegen mit ihm von den steinigen Wüsten zu den Honigküsten, die ihm jede lila Kleeblüt' süß entgegenhält. Wunderbar ist's auf der Welt bestellt. Wandelbar ist sie die Bühne für des Lebens Launenschar: Bald durchs Grüne klingt die Lust im Roggen, bald muß sie in einer leeren Muschel raunen, bald spielt sie mit Kleeduft, bald mit Menschenlocken. Nirgends ist ein Atemstocken, nirgends eine Endlich- keit je war, nirgends bleibt das Leben müde hocken. Bald, ach bald, sind du und ich, die wir Kind und Weib und Mann gewesen, Bloß zwei Gräber nur, darauf Menschen von dem Grabstein Namen, Jahreszahl und Amen lesen. Wo bleibt da des Lebens Spur? Alle schwinden, Berg und Wald, Aber immer neue Wege hin zum Leben finden alle bald.— Bald strählst du die Ähren mit der Hand, wenn die Körner sich dann täglich mehren, Und die Felder, die sich tief verneigen, Kornblumen am Rand dir wie tausend blaue Augen zeigen. Gibt es denn kein schöneres Lauschen, als wenn wir, Wang' an Wange hören, wie sich rund die Ährenfelder bauschen,

RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=