Max Dauthendey - Weg zum Dichter
Konservatorien zur Verfügung. Er erteilt ihnen Titel und Ränge. – Für alle geistigen Arbeiter, die sich dem Gesamtwohl der Nation widmen, hat der Staat einen Platz, ein Auge, eine freigebige Hand, eine Würde übrig. Nicht so für den jungen Dichter. Die einen stört das Kindliche an der Dichternatur, das alles miterleben möchte. Die anderen stört das Greisenhafte an der Dichternatur, das tiefe und aufrichtige Betrachten und Sichversenken in die Lebenszustände. Und die Dritten macht das kühne Männliche kopfscheu, das in der Dichternatur unerschöpflich sprudelt, und von dem man keinen Weg voraussehen kann, und das die Bürgerruhe verblüfft, schwindlig macht und abschreckt. Die Vorsichtigen sehen den Dichter unvorsichtig auf einem geflügelten Rosse reiten. Während der Bürger Pferde artig auf der Erde rennen und am Abend müde sind, rauscht über sie fort, noch unter den Sternen, der Dichter als unermüdlicher Sehnsuchtsreiter. Aus: Max Dauthendey: Gedankengut aus meinen Wanderjahren Verlag Albert Langen, München, 1913
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